Angstschwindel den ganzen Tag: Das steckt wirklich dahinter (Ursachen und Risikofaktoren)
Angstschwindel ist mehr als nur ein flüchtiges Unwohlsein – er kann den gesamten Alltag beeinträchtigen. Die Gründe sind vielfältig und reichen von psychischen Ursachen und Belastungen bis hin zu körperlichen Verspannungen. Häufig tritt dieser Schwindel im Zusammenhang mit Angststörungen oder Depressionen auf. Aber auch chronischer Stress, traumatische Erlebnisse oder Überforderung können ihn auslösen.
Ein initiales Ereignis, wie eine Panikattacke oder ein organischer Schwindelanfall, kann das Gleichgewicht sensibilisieren und zu anhaltendem Schwindel führen. Besonders betroffen sind oft Menschen mit hoher Selbstanspruchshaltung, Perfektionismus oder einer Neigung zur Überkontrolle. Diese Persönlichkeitsmerkmale können die Entwicklung und Aufrechterhaltung des Angstschwindels begünstigen.
Inhalt
Angstschwindel vs. Schwindel (Vertigo) bei Stress
Obwohl Angstschwindel und stressbedingter Schwindel ähnliche Symptome aufweisen können, unterscheiden sich diese Schwindelformen in ihrer Ursache und Ausprägung. Stressbedingter Schwindel entsteht meist durch körperliche Überlastung oder muskuläre Verspannungen, insbesondere im Nacken- und Schulterbereich. Dieser Schwindel ist oft temporär und verbessert sich mit Entspannung und körperlicher Aktivität.
Im Gegensatz dazu ist Angstschwindel tief in psychischen Prozessen verankert und kann auch ohne körperliche Belastung auftreten. Er ist häufig begleitet von weiteren Angstsymptomen wie Herzrasen, Panikattacken, Atemnot oder einem Gefühl der Derealisation. Während stressbedingter Schwindel durch körperliche Entspannungstechniken gelindert werden kann, erfordert Angstschwindel oft eine psychotherapeutische Behandlung.
So erkennst du Angstschwindel: Symptome im Überblick
Die Symptome von Angstschwindel sind vielfältig und können von Person zu Person variieren. Typischerweise berichten Betroffene von einem Schwankgefühl oder Benommenheit, das unabhängig von der Körperlage auftritt. Weitere häufige Symptome sind:
- Gang- und Standunsicherheit
- Gefühl, gleich zu fallen
- Herzrasen oder Herzklopfen
- Atemnot oder Kurzatmigkeit
- Schweißausbrüche
- Zittern oder Muskelverspannungen
- Kopfschmerzen oder Druckgefühl im Kopf
- Schlafstörungen
- Konzentrationsprobleme
- Gefühl der Unwirklichkeit oder Entfremdung
Diese Symptome können in bestimmten Situationen verstärkt auftreten, z. B. in Menschenmengen, auf Brücken oder in engen Räumen. Oft entwickeln Betroffene eine Vermeidungshaltung gegenüber diesen Situationen, was den Anfall von Schwindel weiter verstärken kann.
Auch Phobien und Schwindel sind eng miteinander verknüpft, und es ist wichtig, beides im Zusammenhang zu betrachten, um gezielt helfen zu können.
Angstschwindel: Test für mehr Klarheit
Wenn du unsicher bist, ob deine Beschwerden auf Angstschwindel zurückzuführen sind, kann ein Selbsttest erste Hinweise geben. Frage dich:
- Treten die Schwindelanfälle in bestimmten Situationen oder bei bestimmten Gedanken auf?
- Sind sie begleitet von Angstsymptomen wie Herzrasen oder Atemnot?
- Verbessern sich die Symptome durch Ablenkung oder Entspannung?
- Hast du bereits medizinische Untersuchungen ohne Befund hinter dir?
Ein positiver Selbsttest ersetzt jedoch nicht die professionelle Diagnose. Es ist wichtig, organische Ursachen durch einen Arzt ausschließen zu lassen und gegebenenfalls eine psychotherapeutische Abklärung in Betracht zu ziehen.
Warum tritt Schwindel bei Angststörung so häufig auf?
Angststörungen aktivieren das autonome Nervensystem, insbesondere den Sympathikus, der für die „Kampf-oder-Flucht“-Reaktion verantwortlich ist. Diese Aktivierung kann körperliche Symptome wie erhöhten Herzschlag, schnelleren Atmung und Muskelanspannung hervorrufen.
Diese körperlichen Veränderungen können das Gleichgewichtssystem beeinflussen und Schwindelattacken auslösen. Zudem kann die ständige Angst vor dem Schwindel selbst zu einer erhöhten Körperwahrnehmung und damit zu einer Verstärkung der Symptome führen. Ein Teufelskreis entsteht: Die Angst vor dem Schwindel führt zu mehr Schwindel, was wiederum die Angst verstärkt.
Methoden, mit denen du Angstschwindel loswerden kannst

Die Behandlung von Angstschwindel erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Hier sind einige bewährte Methoden:
- Kognitive Verhaltenstherapie (KVT): Hilft, negative Denkmuster zu erkennen und zu verändern.
- Expositionstherapie: Gezielte Konfrontation mit angstauslösenden Situationen, um die Angstreaktion zu reduzieren.
- Entspannungstechniken: Methoden wie Progressive Muskelentspannung oder autogenes Training können helfen, den Körper zu beruhigen.
- Physiotherapie: Gleichgewichtstraining und Körperwahrnehmungsübungen stärken das Vertrauen in den eigenen Körper.
- Medikamentöse Unterstützung: In einigen Fällen können Antidepressiva oder angstlösende Medikamente sinnvoll sein.
Wichtig ist, dass die Behandlung individuell angepasst wird und in Absprache mit Fachleuten erfolgt.
Gibt es gegen Angstschwindel Medikamente?
Ja, in bestimmten Fällen können Medikamente bei Angstschwindel unterstützend wirken. Häufig kommen selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) oder trizyklische Antidepressiva zum Einsatz. Diese Medikamente können helfen, die zugrunde liegende Angststörung zu behandeln und somit auch den Schwindel zu reduzieren.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass Medikamente allein selten ausreichen. Sie sollten immer Teil eines umfassenden Behandlungskonzepts sein, das auch psychotherapeutische Maßnahmen umfasst. Die Entscheidung für eine medikamentöse Behandlung sollte immer in Absprache mit einem Arzt getroffen werden.
Das kann passieren, wenn du Angstschwindel ignorierst
Das Ignorieren von Angstschwindel kann zu einer Chronifizierung der Symptome führen. Betroffene entwickeln oft ein Vermeidungsverhalten, meiden bestimmte Situationen oder Orte aus Angst vor einer Schwindelattacke. Dies kann zu sozialer Isolation, beruflichen Einschränkungen und einer allgemeinen Verschlechterung der Lebensqualität führen.
Zudem besteht die Gefahr, dass sich die Angststörung weiter manifestiert und zusätzliche psychische Probleme entstehen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind daher entscheidend, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
Schwindel bei Angst: Typisch psychisch oder doch etwas anderes?
Schwindel kann viele Ursachen haben, sowohl körperliche als auch psychische. Daher ist es wichtig, organische Ursachen wie Erkrankungen des Innenohrs, neurologische Störungen oder Kreislaufprobleme auszuschließen.
Wenn keine körperliche Ursache gefunden wird und der Schwindel in bestimmten Situationen oder in Verbindung mit Angst auftritt, liegt der Verdacht auf einen psychogenen Schwindel nahe. Eine genaue Diagnostik durch Fachärzte ist unerlässlich, um die richtige Behandlung einzuleiten.
Ist Angstschwindel nur ein Gefühl – oder steckt mehr dahinter?
Obwohl Angstschwindel keine organische Ursache hat, ist er keineswegs „nur eingebildet“. Die Symptome sind real und können den Alltag erheblich beeinträchtigen. Sie entstehen durch komplexe Wechselwirkungen zwischen Psyche und Körper.
Die Angst beeinflusst körperliche Prozesse, die wiederum den Schwindel auslösen oder verstärken. Daher ist es wichtig, den Schwindel ernst zu nehmen und nicht als „nur psychisch“ abzutun. Eine ganzheitliche Behandlung, die sowohl psychische als auch körperliche Aspekte berücksichtigt, ist entscheidend für die Genesung.
Wann lohnt sich der Gang in die Schwindelambulanz?

Wenn der Schwindel länger anhält, sich verschlimmert oder mit anderen Symptomen einhergeht, sollte eine spezialisierte Schwindelambulanz aufgesucht werden. Dort arbeiten Spezialistinnen und Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen wie Neurologie, HNO-Heilkunde und Psychiatrie zusammen, um die Ursache des Schwindels präzise zu diagnostizieren. In einer Schwindelambulanz können gezielte Tests durchgeführt werden – z. B. Gleichgewichtstests, bildgebende Verfahren oder vestibuläre Funktionsprüfungen.
Das Ziel ist es, organische Ursachen sicher auszuschließen oder festzustellen (wie z.B. Durchblutungsstörungen oder Herz-Kreislauf-Probleme) und psychogene Faktoren klar zu erkennen. Besonders hilfreich für die Schwindelpatienten ist der Besuch auch dann, wenn du bereits viele Fachärzte aufgesucht hast, aber immer noch keine klare Diagnose erhalten hast. Hier bekommst du nicht nur eine genaue Abklärung, sondern oft auch konkrete Therapieempfehlungen.
Die häufigsten Schwindelerkrankungen im Überblick
Schwindel ist ein Symptom mit vielen Gesichtern. Hier findest du die häufigsten Schwindelarten, die medizinisch unterschieden werden:
Phobischer Schwankschwindel
Der phobische Schwankschwindel ist die häufigste Form von psychogenem Schwindel. Betroffene beschreiben ein dauerhaftes Schwankgefühl, ohne dass es zu einem echten Drehschwindel kommt. Typischerweise tritt er in belastenden Situationen auf, etwa beim Einkaufen oder in Menschenmengen.
HWS-Schwindel
Beim HWS-Schwindel spielt die Halswirbelsäule eine zentrale Rolle. Verspannungen oder Blockaden in der Nackenmuskulatur beeinflussen das Gleichgewichtssystem und lösen Schwindel aus. Dieser Schwindel tritt häufig bei Kopfbewegungen oder langem Sitzen auf.
Drehschwindel
Drehschwindel fühlt sich an, als würde sich alles im Kreis drehen – ähnlich wie bei Karussellfahrten. Oft steckt eine Störung im Innenohr dahinter, wie bei einem gutartigen Lagerungsschwindel oder Morbus Menière. Er kann von Übelkeit, Erbrechen und Gleichgewichtsstörungen begleitet werden.
Psychogener Schwindel
Psychogener Schwindel tritt meist in Zusammenhang mit psychischen Belastungen oder Angststörungen auf. Menschen die unter Schwindel leiden, fühlen sich wie „neben sich“ stehend oder beschreiben ein Benommenheitsgefühl. Eine gründliche Abklärung ist wichtig, um körperliche Ursachen auszuschließen.
Schwindel mit Ohrgeräuschen
Kombinierter Schwindel mit Ohrgeräuschen (Tinnitus) kann auf Erkrankungen wie Morbus Menière oder eine Störung im Hör-Gleichgewichtsorgan hinweisen. Auch bei stressbedingtem Schwindel treten solche Symptome manchmal auf.
Zentraler Schwindel
Der zentrale Schwindel entsteht durch Störungen im Gehirn – etwa durch Durchblutungsstörungen, Multiple Sklerose oder Tumoren. Er geht häufig mit neurologischen Ausfällen wie Sprachproblemen oder Lähmungen einher und muss dringend neurologisch abgeklärt werden.
Stressbedingter Schwankschwindel
Der stressbedingte Schwankschwindel ist eine häufige, aber oft unterschätzte Form. Er tritt bei anhaltendem mentalem Druck auf (z.B. Stress am Arbeitsplatz), meist begleitet von Muskelverspannungen, Schlafproblemen und innerer Unruhe. Körperliche Entspannung und Stressreduktion sind hier besonders wirksam.
Fazit: Angstschwindel den ganzen Tag – du bist dem nicht hilflos ausgeliefert
Wenn du unter Angstschwindel leidest, fühlst du dich vielleicht ausgeliefert oder missverstanden – aber das musst du nicht bleiben. Die gute Nachricht: Angstschwindel ist behandelbar. Mit der richtigen Diagnose, Geduld und einer individuell angepassten Therapie kannst du lernen, den Schwindel zu verstehen und mit ihm umzugehen. Ob durch Psychotherapie, Medikamente oder körperliches Training – es gibt viele Wege zurück in einen stabilen Alltag. Wichtig ist, dass du dir Hilfe holst und dich ernst nimmst. Denn je früher du aktiv wirst, desto schneller kann sich dein Wohlbefinden verbessern.
Häufig gestellte Fragen zum Thema „Angstschwindel den ganzen Tag“
Wie lange dauert ein Angstschwindel?
Die Dauer variiert stark. Bei unbehandelten Fällen kann Angstschwindel über Wochen oder Monate anhalten. Mit gezielter Therapie ist eine deutliche Besserung meist innerhalb weniger Wochen möglich.
Wie bekommt man Angstschwindel wieder weg
Eine Kombination aus Psychotherapie, körperlichem Training, Stressabbau und – wenn nötig – Medikamenten hat sich als effektiv erwiesen. Auch Geduld und Selbstfürsorge spielen eine große Rolle.
Kann die Psyche Dauerschwindel auslösen?
Ja, anhaltende psychische Belastung kann chronischen Schwindel verursachen. Besonders bei Angst- oder Panikstörungen ist dies ein häufiges Symptom.
Welches Medikament hilft gegen Angstschwindel?
Oft kommen Antidepressiva wie SSRIs zum Einsatz. Sie wirken auf die zugrunde liegende Angststörung. Eine ärztliche Begleitung der medikamentöser Therapie ist aber immer erforderlich.
Hat Gangunsicherheit mit der Psyche zu tun?
Ja, vor allem bei Angststörungen oder somatoformen Beschwerden kann es zu gefühlter Unsicherheit beim Gehen kommen – ohne neurologischen Befund.
Wie mit Angstschwindel umgehen?
Lerne, deinen Körper und deine Reaktionen besser zu verstehen. Entspannung, Therapie und das bewusste Durchbrechen von Vermeidungsverhalten sind zentrale Schritte. Hol dir Unterstützung – du musst das nicht allein schaffen.
Wie hat dir unser Artikel zum Thema „Angstschwindel den ganzen Tag? Was Neurologe und Psychiater sagen“ gefallen? Teile gerne deine Meinung in den Kommentaren.