ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist weit mehr als bloßes Zappeln oder Unaufmerksamkeit – besonders dann, wenn gleichzeitig eine Angststörung vorliegt. Die Kombination beider Störungen ist nicht selten und stellt Betroffene wie auch Fachpersonen vor besondere Herausforderungen. In diesem Artikel bekommst du einen strukturierten Überblick über Symptome, Zusammenhänge, Altersunterschiede und mögliche Behandlungsansätze bei ADHS in Verbindung mit Angststörungen.
Inhalt
ADHS & Angststörung: Warum beides oft gemeinsam auftritt
ADHS und Angststörungen treten häufig gemeinsam auf – in der Fachsprache spricht man von „Komorbidität“. Studien zeigen, dass etwa 25–50 % der Menschen mit ADHS im Laufe ihres Lebens auch unter einer Angststörung leiden. Der Grund dafür liegt unter anderem im chronischen Stress, den ADHS-Patienten durch ihre impulsive Art, Reizoffenheit und soziale Schwierigkeiten erleben. Das Gefühl, ständig „anders“ zu sein, kann innere Anspannung und übermäßiges Grübeln fördern – typische Merkmale von Angststörungen.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen Depression, Angststörung und ADHS? Typische Symptome im Vergleich
Die drei Erkrankungen können sich überlagern oder gegenseitig verstärken. ADHS führt oft zu Selbstzweifeln, Überforderung und sozialen Problemen – ideale Nährböden für Depressionen und Ängste. Während ADHS typischerweise mit Konzentrationsproblemen, Hyperaktivität, Vergesslichkeit und Impulsivität einhergeht, äußern sich Angststörungen eher durch übermäßige Sorgen, körperliche Symptome (z. B. Herzrasen) und Rückzugsverhalten.
Depressionen hingegen bringen häufig Antriebslosigkeit, Niedergeschlagenheit und Hoffnungslosigkeit mit sich. Viele Betroffene berichten von einer Mischung all dieser Symptome – was die Diagnose erschwert.
Kann Angststörung durch ADHS entstehen?
Ja – das ist durchaus möglich. ADHS kann zur Entstehung von Angststörungen beitragen, insbesondere wenn die Betroffenen negative Erfahrungen im schulischen oder sozialen Umfeld machen. Das ständige Gefühl, zu versagen oder „nicht zu genügen“, kann Ängste verstärken und in eine generalisierte Angststörung übergehen. Auch Reizüberflutung und emotionale Überforderung sind häufige Auslöser.
Wie kann man ADHS-Angst von einer Angststörung unterscheiden?
Die sogenannte „ADHS-Angst“ ist oft situationsabhängig, reaktiv und steht in direktem Zusammenhang mit der Überforderung durch Reize, Aufgaben oder soziale Erwartungen. Eine echte Angststörung hingegen zeigt sich durch übermäßige, dauerhafte Sorgen, auch ohne konkreten Anlass. Sie ist tiefgreifender, generalisierter und häufig körperlich spürbar – etwa durch Schweißausbrüche, Herzklopfen oder Schlafstörungen.
Generalisierte Angststörung bei ADHS: So erkennst du die Muster
Eine generalisierte Angststörung äußert sich durch andauernde, übermäßige Sorgen – über Gesundheit, Arbeit, Beziehungen oder die Zukunft. Bei Menschen mit ADHS wird diese Sorge oft zusätzlich durch Reizoffenheit und emotionale Instabilität befeuert.
Warnzeichen sind ständiges Grübeln, Muskelverspannungen, Schlafstörungen und das Gefühl, nie zur Ruhe zu kommen. Die Kombination mit ADHS kann den Alltag massiv beeinträchtigen.
ADHS und Angststörungen bei Kindern

Bei Kindern zeigt sich die Kombination meist durch starke Unruhe, Rückzugsverhalten oder psychosomatische Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen. Oft fällt es schwer, die Symptome klar zu trennen, da Ängste bei Kindern nicht immer klar benannt werden können.
Sie vermeiden soziale Situationen, wirken „überangepasst“ oder aggressiv – je nachdem, wie sie mit ihrer inneren Unsicherheit umgehen. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um langfristige Folgen zu vermeiden.
ADHS und Angststörungen bei Erwachsenen
Erwachsene mit ADHS erleben ihre Ängste häufig als innere Unruhe, chronische Anspannung oder das Gefühl, ständig „unter Strom“ zu stehen. Typisch sind auch Perfektionismus, Überdenken von Situationen und das Vermeiden unangenehmer Aufgaben – was wiederum die ADHS-Symptome verstärken kann. Viele erhalten ihre Diagnose erst im Erwachsenenalter, da die Symptome häufig als reine Stressreaktionen oder Burnout fehlinterpretiert werden.
Behandlungsmöglichkeiten bei ADHS und Angst
Die Behandlung zielt darauf ab, beide Störungen ganzheitlich zu betrachten. Ein multimodaler Ansatz – also eine Kombination aus Medikation, Psychotherapie und Alltagsstrategien – hat sich am wirkungsvollsten erwiesen.
Medikamente
Bei ADHS kommen häufig Stimulanzien wie Methylphenidat oder Amphetaminpräparate zum Einsatz. Wenn jedoch eine Angststörung vorliegt, müssen diese sehr behutsam dosiert werden, da sie Ängste verstärken können. In manchen Fällen werden zusätzlich Antidepressiva wie SSRIs verordnet, die angstlösende Wirkungen zeigen. Die richtige Medikation sollte immer individuell angepasst und engmaschig überwacht werden.
Psychosomatik und Psychotherapie
Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich sowohl bei ADHS als auch bei Angststörungen bewährt. Sie hilft, Denkmuster zu hinterfragen, neue Verhaltensweisen zu erlernen und das emotionale Gleichgewicht zu stabilisieren. Auch Achtsamkeitstrainings und spezielle ADHS-Coachings können den Umgang mit Stress und innerer Unruhe erleichtern.
Nahrungsergänzungsmittel als zusätzliche Unterstützung
Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, Vitamin B6 und Zink werden häufig als unterstützende Maßnahmen empfohlen. Sie ersetzen keine Therapie, können aber zur Beruhigung des Nervensystems beitragen.
Wichtig: Vor der Einnahme unbedingt mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, um Überdosierungen oder Wechselwirkungen zu vermeiden.
Hilfreiche Strategien und Tipps zum Umgang mit diesen Gefühlen
- Reizfilter schaffen: Pausen, Rückzugsorte und digitale Auszeiten helfen, Reizüberflutung zu vermeiden.
- Gefühle benennen: Wer seine Emotionen in Worte fassen kann, gewinnt Kontrolle über sie.
- Bewegung: Sport wirkt nachweislich angstlösend und fördert die Konzentration.
- Struktur & Routinen: Ein fester Tagesplan gibt Sicherheit – besonders bei ADHS.
- Achtsamkeit & Meditation: Schon 10 Minuten am Tag können helfen, zur Ruhe zu kommen.
- Selbstakzeptanz fördern: Der erste Schritt raus aus der Angstspirale ist, sich selbst mit seinen Eigenheiten anzunehmen.
Fazit: ADHS und Angststörung – Verstehen ist der erste Schritt zur Heilung
ADHS und Angststörungen sind zwei unterschiedliche, aber oft miteinander verflochtene Herausforderungen. Wer die Symptome richtig einordnen kann und bereit ist, aktiv an sich zu arbeiten, hat gute Chancen auf mehr Lebensqualität. Die Kombination beider Störungen ist kein Makel – sondern ein Hinweis darauf, wie feinfühlig und vielschichtig ein Mensch sein kann. Mit der richtigen Unterstützung ist ein stabiles, erfülltes Leben möglich.
Häufig gestellte Fragen zu ADHS & Angststörung
Kann ADHS Angststörungen auslösen?
Ja, besonders durch chronische Überforderung, Reizüberflutung und negative soziale Erfahrungen kann ADHS zur Entstehung von Angststörungen beitragen.
Kann man ADHS und eine Angststörung haben?
Ja – das ist sogar relativ häufig. Komorbidität zwischen ADHS und Angststörung sind wissenschaftlich gut belegt.
Welches Medikament bei ADHS und Angststörungen?
Oft werden eine Kombination aus Stimulanzien (für ADHS) und Antidepressiva (für Ängste) verschrieben. Die Auswahl hängt vom Einzelfall ab und sollte ärztlich betreut werden.
Wie fühlt sich innere Unruhe bei ADHS an?
Viele Betroffene beschreiben es als ein ständiges „inneres Vibrieren“, Gedankenspiralen oder das Gefühl, nie abschalten zu können – selbst in ruhigen Momenten.